Nachdem die Blattschneiderprinzessinnen es bis in einige Zeitungen „geschafft“ haben, denke ich, dass es gut wäre, ein paar Details etwas weiter auszuführen:
- Auch wenn es insbesondere in der deutschen Presse so aussieht, als seien die Untersuchungen an der Uni Freiburg durchgeführt worden: die Experimente stammen aus meiner Doktorarbeit, durchgeführt am Centre for Social Evolution an der Uni Kopenhagen in Dänemark. Maßgebliche finanzielle Unterstützung für das Projekt kam vom Deutschen Akademischen Austauschdienst, dem Dänischen Grundlagenforschungsprogramm (DG), und der Europäischen Kommission.
- Die jungen Königinnen, die zu Arbeiterinnen „umschulen“, hätten eigentlich das Nest zum Hochzeitsflug verlassen sollen. Sie wären danach allerdings nicht zurückgekehrt, um dem Fortbestand ihres eigenen Volkes zu dienen, sondern hätten versucht, eine eigene Kolonie zu gründen – was in den meisten Fällen übrigens scheitert.
- Es stimmt tatsächlich, dass bei Ameisen meistens ein Hochzeitsflug ausreicht, um an genug Spermien für ein ganzes Leben als Königin zu kommen. Allerdings paaren sich die Königinnen auf dem Flug mit mehreren Männchen, bei Blattschneidern mit ca. zwei bis fünfzehn. Bei den „großen Schwestern“ von Acromyrmex aus der Gattung Atta dauert so ein Leben dann bis zu zwanzig Jahren, in denen die Kolonien viele Millionen Arbeiter enthalten können. Die Königinnen sind sehr effizient, was den Spermienverbrauch angeht, und setzen je zu befruchtendem Ei nur einzelne Spermien ein.
- Art-/Gruppenselektion: Häufig bekommt man zu lesen, ein Tier täte dies und das „zum Erhalt seiner Art“. Das ist unwahrscheinlich. Wie vermutlich die meisten Evolutionsbiologen denke ich, dass die wichtigsten „Einheiten“ der Selektion viel kleiner sind, nämlich Individuen oder gar einzelne Gene. Bedeutet: Auch den Ameisen ist ihre Art egal, sie interessieren sich nur für sich selbst. Für eine detailliertere Besprechung verweise ich auf Wikipedia: Gruppenselektion.